VdK fordert Zeitenwende für den Sozialstaat: Großes mediales Interesse bei Pressekonferenz in Düsseldorf
Altersarmut, Pflegefall oder Sozialhilfe – nur drei Begriffe, die in diesen Zeiten leider immer präsenter und alltäglicher werden, vor allem im höheren Alter. Und die Zahl der Betroffenen steigt rasant. Schon bis 2030 werden in Nordrhein-Westfalen laut Statistischem Landesamt zehn Prozent mehr Rentnerinnen und Rentner leben als heute. In ländlichen Kreisen wie Borken-Coesfeld, Paderborn, Heinsberg oder Euskirchen werden sogar Zuwächse von bis zu 20 Prozent erwartet. Diese aktuell großen Herausforderungen für die Politik teilte der Sozialverband VdK NRW auf seiner Sommer-Pressekonferenz Anfang August in Düsseldorf den Medien mit.

Ältere Menschen müssen sich außerdem im Ruhestand immer häufiger etwas hinzuverdienen – das sind 50 Prozent mehr Menschen als noch vor zehn Jahren. „Es droht eine Spaltung zwischen gut qualifizierten und gesunden Fachkräften, die weiterarbeiten können und die Rente als Zusatzeinkommen beziehen und diejenigen, die das nicht schaffen und auf eine niedrige Rente angewiesen bleiben“, konstatiert Thomas Zander, Vorstandssprecher des Sozialverbands VdK NRW. Hier müsse es vom Staat eine bessere Absicherung und einen vereinfachten Zugang geben, vor allem für Erwerbsgeminderte. „Niemand sucht es sich aus krank zu werden! Abschläge auf Erwerbsminderungsrenten sind und bleiben ungerecht. Und die Voraussetzungen für die Erwerbsminderungsrente sind so hoch, dass sich viele schwer kranke Menschen vergeblich darum bemühen und sich – auf Kosten der Gesundheit – irgendwie weiter durchschlagen müssen“, betont Thomas Zander.
Mehr Mindestlohn
Der VdK sieht vor allem die Gefahr einer wachsenden Altersarmut. Aktuell ist fast jede fünfte Person in NRW im Alter von 65 Jahren und mehr betroffen. Den Angaben des Bundesarbeitsministeriums zufolge müssten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schon jetzt 14,56 Euro brutto pro Stunde verdienen, um durch ihren Lohn und ohne zusätzliche Sozialleistungen auf eine Rente zu kommen, die der Höhe der Grundsicherung im Alter entspricht. Der Mindestlohn als nach wie vor wichtigstes Instrument gegen Altersarmut liegt aber nur bei 12,41 Euro.
Pflege macht arm
Parallel steigt die Unsicherheit in den Bereichen Pflege und Gesundheit. Mit 3.200 Euro Eigenanteil, den Pflegebedürftige für einen Heimplatz im ersten Aufenthaltsjahr aus eigener Tasche bezahlen müssen, ist NRW trauriger Spitzenreiter. „Wir fordern eine echte Reform der Pflegeversicherung, bei der Heimbewohner nur noch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung bezahlen müssen. Das wären in NRW 1.215 Euro“, rechnet VdK-Präsident Horst Vöge vor.
„Pflege macht arm. Immer mehr Menschen rutschen deshalb in die Sozialhilfe ab. Wir wissen, dass leider auch viele unserer mehr als 415.000 Mitglieder betroffen sind.“
Genereller Beleg: Bei den Sozialhilfeausgaben gab es laut IT.NRW als Statistisches Landesamt im Bereich Pflege gegenüber dem Vorjahr den stärksten prozentualen Anstieg von mehr als 23 Prozent.
Darüber hinaus müssen pflegende Angehörige endlich Lohnersatzleistungen erhalten, zu 80 Prozent sind hierbei Frauen betroffen, die dringend Entlastung benötigen. Deshalb muss auch das Angebot an Kurzzeit- und Tagespflege ausgebaut werden.
Die Pressekonferenz erlangte in den Medien bundesweit Aufmerksamkeit. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) vermittelte einen Beitrag „Zeitenwende - VdK fordert Reform des Sozialstaats“ unter anderem an Süddeutsche Zeitung, BILD, EXPRESS, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Zeit online, Express und Ausgaben der Funke Mediengruppe. Zudem liefen im WDR-Hörfunk mehrere Beiträge.