VdK-Preis vilmA
Mit dem VdK-Preis für Menschen mit Behinderung in Beschäftigung und Ausbildung zeichnet der VdK NRW herausragende Beispiele für die Teilhabe am Arbeitsleben aus. Die Auszeichnung trägt den Beinamen "vilmA - vorbildlich, individuell, leistungsstark und motiviert in der Arbeitswelt".
Preisverleihung 2024 in Wuppertal
"Die Preise gehen an außergewöhnliche Menschen, die auf ganz unterschiedliche Weise großartige Leistungen vollbracht haben. Der Weg in ein selbstbestimmtes Leben ist trotz aller Fortschritte bei der Inklusion weiterhin alles andere als einfach. Deswegen ist jedes Beschäftigungsverhältnis, jedes Ausbildungsverhältnis eines Menschen mit Behinderung für mich ein gutes Beispiel, das anderen Betroffenen Hoffnung macht.“
Porträt: Preisträgerin Samanta Kliner
Samanta Kliner ist Super-Recognizerin beim Landeskriminalamt NRW (LKA) in Düsseldorf. Ihre Aufgabe ist es, Videomaterial zur Identifizierung von Tätern und Missbrauchsopfern auszuwerten. Als Autistin mit Inselbegabung kann sie schneller Bilder auswerten als das digitale System des LKA. Den Schutz vor seelischen Schäden durch das Betrachten von Missbrauchsbildern hat sie aufgrund ihrer Behinderung schon im Kopf „eingebaut“. Alles, was sie braucht, um konzentriert arbeiten zu können, ist eine ruhige Arbeitsumgebung mit wenig akustischen und visuellen Ablenkungen. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, hat sie das Gefühl, dass sie genau die richtige Arbeitsaufgabe für sich gefunden hat. In ihrem beruflichen Umfeld erfährt sie hohe Anerkennung und die Kolleginnen und Kollegen gehen gerne auf ihre Bedürfnisse ein. Zudem setzt sie sich ehrenamtlich für Menschen mit Autismus ein. Und nach vielen negativen Erfahrungen während der Schulzeit und im Beruf sagt sie heute: „Seit ich hier beim LKA arbeite, bin ich im Himmel!“
Porträt: Preisträger Björn Esser
Björn Esser ist Beschäftigter bei der Rurtalwerkstätten Düren gGmbH und derzeit auf einem betriebsintegrierten Arbeitsplatz der Boendgen-Baustoffe Bedachungsartikel GmbH mit Sitz in Niederzier tätig. Auf dem riesigen Lagerhof des Baustoffhandels kennt er alle Ecken und Produkte sehr genau und zeigt gerne, wo es langgeht und wo was steht. Er liebt den Außenbereich und ist eine echte Frohnatur. Am interessantesten sind für ihn die Kundenkontakte, die Arbeit mit den Kollegen und das Mitfahren mit dem LKW. Er hält aber auch nach wie vor Kontakt zu seiner Werkstatt (WfbM), die fußläufig erreichbar ist und bei der er immer mal wieder zu Mittag isst. Für die anderen Werkstattmitarbeiter ist er mittlerweile ein Vorbild, weil er mit seinem Auftreten und seiner Arbeitsuniform zeigt, dass er den ersten Schritt aus der Werkstatt gut geschafft hat. Das langfristige Ziel des intellektuell behinderten Mannes mit Sprachentwicklungsstörung ist eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Sein Betrieb sagt ohnehin: Björn geben wir nicht wieder her.
Porträt: Preisträgerin Johanna Hybel
Johanna Hybel arbeitet als Konditorin und tüftelt aus Leidenschaft in der glutenfreien Bäckerei „Backbrüder“ in Essen. Dort ist sie zuständig für die Produktionsplanung und das Lagermanagement, für die Herstellung von Gebäck, Torten und Kuchen. Besonders gefällt es ihr, gemeinsam mit den Kunden, Wunschtorten zu Geburtstagen oder Hochzeiten zu kreieren. Sie selbst bezeichnet es als absoluten Glücksfall, dass sie bei einer glutenfreien Bäckerei arbeitet, weil sie hier eigene Ideen, Rezepturen und Abläufe entwickeln kann. Ihre Arbeitgeber sind von ihren Anregungen zur Verbesserung der Produktentwicklung und Herstellungsmethodik immer wieder aufs Neue begeistert. Aktuell hat Johanna Hybel die Ausbildereignung bestanden und wird im kommenden Jahr den Meisterlehrgang besuchen. Nicht zuletzt aufgrund von Nachteilen, die ihr aufgrund ihrer Epilepsie und Schwerhörigkeit entstanden sind, war der Weg dahin steinig. Jetzt aber ist sie in ihrem Traumberuf angekommen.
Porträt: Preisträgerin Judith Boers
Judith Boers ist Mitarbeiterin im Sachgebiet Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung bei der Kreisverwaltung Steinfurt. Dort gehören die Gewährung von Mobilitätshilfen, Freizeitangeboten oder auch das Ausstellen von Bußgeldbescheiden im Rahmen der Privaten Pflegeversicherung zu ihren Aufgaben. Ihre Vorgesetzten sowie Kolleginnen und Kollegen unterstützen sie mit Begeisterung. Aufgrund ihrer Behinderung - sie ist taubblind - möchte sie für sich selbst auf Reisen so viel wie möglich mit allen Sinnen erleben, solange sie noch hören und sehen kann. Solch schöne Momente kann ihr dann keiner mehr nehmen. Menschen mit derselben Behinderung möchte sie in dieser Beziehung Mut machen. Sie war tatsächlich schon auf so ziemlich allen Kontinenten unterwegs. Ihr bislang liebstes Reiseziel war Kanada. Bei Instagram folgen der sehr reflektierten, selbstbewussten und lebensfrohen jungen Frau über 800 Menschen auf ihren Reisen.
Porträt: Preisträger Daniel Ibscher
Daniel Ibscher genießt als Lagerist bei der Rheinbahn Düsseldorf hohe Anerkennung. Zu seinen Aufgaben gehören neben der Datenerfassung von Waren und der Warenkommissionierung auch die Lieferung von Material in die jeweiligen Abteilungen auf dem großen Werksgelände. Er fungiert als Verbindungsmann zwischen den einzelnen Abteilungen. Daniel Ibscher begegnet allen Menschen sehr offen, ohne jegliche Vorbehalte und hat damit für eine spürbar bessere Kommunikation in dem Unternehmen gesorgt. Wenn er mal für ein paar Wochen im Urlaub ist, hört er nach seiner Rückkehr aus allen Abteilungen, dass diese froh sind, wenn er wieder am Platz ist. Daniel Ibscher ist einfach ein authentischer Sympathieträger mit dem Herz am rechten Fleck. Seine Einschränkungen durch eine Lernbehinderung macht er ohnehin durch unbändigen Einsatzwillen wett, ist oft überpünktlich und beginnt seinen Dienst schon vor Arbeitsbeginn. Er liebt einfach seine Arbeit und die Rheinbahn.
Porträt: Preisträgerin Dana Kreuels
Dana Kreuels absolviert über das Berufsförderungswerk Oberhausen eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Aufgrund ihrer Multiplen Sklerose ist sie auf den Rollstuhl angewiesen und musste zwei Ausbildungen abbrechen, da die Räumlichkeiten nicht für Rollstuhlfahrer geeignet waren. Dennoch kämpfte sie weiter für ihren Traum, eine Ausbildung zu machen. Nach erfolgreichem Abschluss, den sie nicht zuletzt aufgrund ihrer überdurchschnittlich guten Auffassungsaufgabe bewältigen konnte, ist sie jetzt bei der Gatherhof gGmbH in Krefeld beschäftigt und dort mit ihrer Aufgabe stark identifiziert. Ihre Umgebung steckt sie mit ihrer guten Laune sowie ihrem Lächeln an und strahlt dabei förmlich von innen heraus. Seit 2021 engagiert sie sich auch bei der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft in Krefeld. Sie weiß, wie es ist, von einem Tag auf den anderen aus der Bahn geworfen zu werden, aber auch, den Mut nicht zu verlieren. Das möchte sie anderen Betroffenen weitergeben. Sie ist ein Vorbild und ein Paradebeispiel in Sachen Lebensmut.
Porträt: Preisträger Peter Whitmore
Peter Whitmore leitet bei der Phoenix Contact mit Stammsitz in Blomberg eine große Abteilung, die aus rund 50 Softwareentwicklern, Designern, Betriebswirten und Ingenieuren besteht. Dass er aufgrund einer Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt, fällt eigentlich nur auf, wenn bei Betriebsausflügen oder Reisen auf barrierefreie Ziele und Wege geachtet werden muss. Mit einhelliger Begeisterung beschreiben ihn alle als Vordenker, Visionär und als perfekten Motivator, der ein Teamgefühl entstehen lässt und zu Höchstleistungen antreibt. Dabei bleibt er stets einfühlsam und hat für jeden ein offenes Ohr – immer gepaart mit seinem britischen Humor auf die nette Art. Eine Mitarbeiterin drückt es stellvertretend für das Team so aus: Peter hat den Preis verdient, weil wir alle dankbar und stolz darauf sind, dass er im Rollstuhl für und vor uns Mitarbeitern steht!
Porträt: Preisträgerin Jacqueline Kubitschek (ehemals Schillings)
Jacqueline Kubitschek (ehemals Schillings) hat ihre Ausbildung zur Kauffrau an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen vor einigen Monaten erfolgreich abgeschlossen. Nach einigen organisatorischen Problemen während der Ausbildungszeit, als die blinde junge Frau ihre Prüfungen aufgrund von Zuständigkeitsregelungen in Soest ablegen musste statt am Ausbildungsort Aachen oder im nahegelegenen Düren, arbeitet sie nun in der Universitätsverwaltung. In diesem ganz eigenen Kosmos ist sie nicht nur für die Organisation von Dienstreisen inklusive Abrechnung, Rechnungsbearbeitung, Einholung von Angeboten oder Vergleichsangeboten verantwortlich, sondern sie wirkt mit ganzer Kraft auch in diversen Gremien mit. Dabei versucht Jacqueline Schillings nun ganz praktisch dafür zu sorgen, dass für Studierende und Beschäftigte mit Behinderung an der Uni Barrieren abgebaut werden. Dieses Ziel verfolgt sie sehr selbstbewusst und motiviert, mit einem starken Willen und viel Humor.
Porträt: Preisträger Jannis Witte
Jannis Witte ist als ausgebildeter Kaufmann im Gesundheitswesen bei der Sopexa S.A. in Düsseldorf beschäftigt. Dort pflegt er die Agentur-Datenbank, erstellt Datenverteiler, aktualisiert Tools auf einer Marketing-Plattform und vieles mehr. Aufgrund einer spastischen Grunderkrankung mit Sehbehinderung hat er seinen idealen Arbeitsort in der häuslichen Umgebung und arbeitet zu 100 Prozent im Homeoffice, wobei er bei besonderen Anlässen auch vor Ort in der Agentur ist. Trotz gelegentlich auftretender Sprechblockaden hat sich eine gute Kommunikationslösung mit einem Chatprogramm ergeben. Bei seinem Team und seinen Vorgesetzten konnte er Stück für Stück Vertrauen in seine Fähigkeiten aufbauen, die sein hohes Maß an Selbstständigkeit, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit auch bei Spezialaufgaben zu schätzen wissen. Besonders stolz ist er darauf, dass er nach einem Gespräch mit der Zentrale in Paris ein zusätzliches Rechte-Upgrade für den Zugriff auf die Datenbank erhalten hat, welches nur ganz wenigen Beschäftigten weltweit zusteht.
Die Auszeichnung wird unterstützt von:
- unternehmer nrw – Landesvereinigung der Unternehmerverbände NRW
- Deutscher Gewerkschaftsbund NRW
- Handwerk.NRW
- Industrie- und Handelskammer NRW
- Landtag NRW
- Landschaftsverband Rheinland
- Landschaftsverband Westfalen-Lippe
- Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW
- Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit