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Soziales Forum des VdK NRW: Eine sozial gerechte Klimapolitik ist kein Sprint, sondern ein Marathon

Von: Tobias Zaplata

Der Klimawandel betrifft nicht nur die Umwelt, sondern ist vor allem auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Besonders vulnerable Gruppen sind oft stärker von den negativen Folgen betroffen. Aber wie können Klima- und Sozialpolitik zusammengedacht werden? Darüber diskutierten hochkarätige Gäste beim 14. Sozialen Forum des Sozialverbands VdK NRW im Maxhaus Düsseldorf. Moderiert wurde die Veranstaltung von der aus dem WDR-Fernsehen bekannten Moderatorin Catherine Vogel.

Menschen sitzen in einem Saal und schauen Richtung Bühne, auf der die Moderatorin und fünf Diskussionsteilnehmer sitzen.
Vor 60 geladenen Gäste im Düsseldorfer Maxhaus führte der VdK NRW sein 14. Soziales Forum durch – dieses Mal mit dem Fokus auf die Klimapolitik.

Unter dem Titel „Wie geht eine gerechte Klimapolitik?“ lag der VdK NRW genau am Puls der Zeit und setzte ein starkes Zeichen für eine inklusive und nachhaltige Zukunft.  Landespräsident Horst Vöge betonte gleich zu Beginn: „Für uns gilt: Klimapolitik ist Sozialpolitik! Denn wir müssen uns vor allem um einkommensschwache Haushalte, Ältere und Menschen mit Behinderungen oder gesundheitlichen Einschränkungen kümmern.“ Beispielhaft zeige die Zahl von bundesweit 3.500 Hitzetoten innerhalb eines Jahres wie ernst die Lage sei. Im Hinblick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen in NRW im September 2025 nahm Horst Vöge die Politik in die Pflicht: „Direkt vor Ort müssen entsprechende Maßnahmen vorgenommen werden.“

Ein Beleg: Nur vier Kommunen in unserem Bundesland haben einen Hitzeaktionsplan umgesetzt. Vorreiter war die Stadt Köln, deren Dezernent für Klima, Umwelt, Grün und Liegenschaften, William Wolfgramm, im Rahmen einer Podiumsdiskussion sein Vorzeige-Projekt vorstellte: 

„Angefangen haben wir mit niedrigschwelligen Angeboten: Wasserspender in der Stadt, Durchsagen im ÖPNV wie man sich bei Hitze verhalten soll, Info-Tage in Pflegeheimen und wir haben eine interaktive Karte, in der kühle Orte in der Stadt eingetragen werden können. Aber es ist eine Mammutaufgabe.“

Eine der größten Herausforderungen der Gegenwart sind die drastisch gestiegenen Energiekosten – vor allem verursacht aufgrund geopolitischer Spannungen, wie dem Ukraine-Konflikt, und der steigenden Nachfrage nach erneuerbaren Energien. Wolfgang Schuldzinski, Vorstand Verbraucherzentrale NRW, zählte in seinem Impulsvortrag die dringend erforderlichen Maßnahmen auf: 

„Eine sozial gerechte Klimapolitik braucht passgenaue und bedarfsgerechte Unterstützung beim Energieverbrauch, als auch zielgruppenspezifische Informationskampagnen, niedrigschwellige Zugänge und eine Vergabe von Fördergeldern gezielt nach sozialen Kriterien. Wir können uns diesen Maßnahmen nicht entziehen. Die Folgekosten werden höher werden, wenn wir nichts tun.“

Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl setzte Prof. Dr. Achim Truger, Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die künftige Regierung unter Druck: 

„Vieles kann pragmatisch gelöst werden. Die Liste der Konzepte ist lang, aber das ist alles kein Hexenwerk, wenn der Wille da ist. Geht die Politik das Thema schrittweise und richtig an, geht es auch mit höherer Lebensqualität für die Menschen einher.“

Dr. Ines Verspohl von „Zukunft KlimaSozial“ forderte als Lösung von allen Verantwortlichen das Verständnis für ein gemeinsames Handeln: 

„Das hier ist Deutschland – und wir haben schon so einiges hinbekommen. Dann schaffen wir dies auch.“

Gabriele Siedentop von „NRW.Energy4Climate“ sprach sich in diesem Zusammenhang für den Ausbau der Wärmewende aus:

 „Wir haben in unseren Systemen nur einen kleinen Anteil von erneuerbaren Energien. Im Strombereich liegen wir bei 40 Prozent, aber im Wärmebereich nur bei 12 Prozent. Das heißt: Es muss mehr mit erneuerbarer Energie geheizt werden, damit wir die Klimaneutralität irgendwie schaffen.“

Zum Schluss waren sich alle einig: Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung, die tiefgreifende Veränderungen und entschlossene Maßnahmen erfordert. Allerdings, und das mahnte Horst Vöge am Ende schonungslos an: 

„Das Thema ist kein Sprint, sondern ein Marathon!“