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Kommentar: 5 Jahre Corona – was haben wir gelernt?

Von: Carmen Friemond
Lokalredakteurin Carmen Friemond
Carmen Friemond hat lange Zeit die Lokalredaktion Rheinberg der Neuen Rhein Zeitung geleitet und ist heute als freie Journalistin tätig. © privat

Es war einmal ein Land, in dem die Menschen eine schlimme Zeit durchmachen mussten. Gesellschaft in Quarantäne, das öffentliche Leben am Boden, überall Angst vor der Zukunft… 

Wenn Ihnen diese Zeilen bekannt vorkommen, dann haben Sie ein phänomenales Gedächtnis. So begann vor fünf Jahren an dieser Stelle einer von vielen Beiträgen zum Thema Corona. Ein Beitrag darüber, was wir aus der Pandemie lernen könnten und müssten. In diesem März jährt sich der Start des Lockdowns zum fünften Mal. Ein guter Zeitpunkt, um auf das zu schauen, was wir gelernt haben. Vier Beispiele:

Es waren nicht die hochbezahlten Manager, die dafür sorgten, dass der Laden in schwierigen Zeiten weiterläuft. Es waren die Menschen, die die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel als Helden bezeichnete: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitssektor, Kassiererinnen im Supermarkt, Paketboten, um nur einige Beispiele zu nennen. Sie sollten, so der fromme Wunsch, nicht nur beklatscht, sondern Wertschätzung in Form von Euro und Cent erfahren. 

Viel ist nicht passiert. Der Mindestlohn für Pflegeberufe wurde zwar in mehreren Stufen angehoben, dazu ist die nächste Erhöhung in diesem Sommer geplant, aber angesichts der Belastungen gerade in diesem Sektor ist das nur wenig. Verkäuferinnen und Paketboten arbeiten weiterhin für wenig Geld, nach wie vor geht die Zahl der tarifgebundenen Arbeitsplätze zugunsten von prekären Beschäftigungsverhältnissen zurück.

Wer auf Medikamente angewiesen ist, kennt das. Oft genug müssen Apothekerin und Apotheker vertrösten. Gerade ausverkauft, nicht geliefert, kommt in einer Woche oder später. Wenn dann, wie während der Pandemie, Lieferketten unterbrochen sind, weil Länder sich abschotten, kann die Situation brenzlig werden. 

Arzneimittelproduktion im eigenen Land stärken, so die Forderung damals. Das Ergebnis: Nach wie vor sind Indien und China die Hauptproduzenten von Medikamenten. Zudem geht die Abwanderung von Firmen weiter, nicht nur nach Asien, sondern auch in die USA, vor allem, was den Bereich der Forschung angeht.

Überraschung, ein guter und produktiver Mitarbeiter ist nicht nur derjenige, der im Büro sitzt. Er leistet genauso viel im Homeoffice. Plötzlich war alles möglich. Arbeiten von Zuhause, Videokonferenzen, Telefonschaltungen. Unternehmen spielten bereits gedanklich durch, was sie nach der Pandemie mit den freigewordenen Büroflächen anfangen könnten. 

Und heute? Zurück auf Anfang. In den Vereinigten Staaten wurde das Homeoffice bereits drastisch zurückgefahren, die Welle wird auch zu uns überschwappen. Ein großer deutscher Verlag hat bereits im vergangenen Sommer angekündigt, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder fünf Tage in der Woche im Büro sehen zu wollen. Bei einer Befragung von mehr als 1.000 Führungskräften weltweit sprachen sich Ende des vergangenen Jahres 79 Prozent gegen das Homeoffice aus, Anfang des Jahres war es nur ein Drittel.

Krisen fördern das Schlechte zutage, aber auch das Gute. In der Pandemie haben sich die Menschen umeinander gekümmert. Es gab eine Welle der Hilfsbereitschaft. Wer konnte, ging für den älteren Nachbarn oder die ältere Nachbarin einkaufen, andere kochten für Bedürftige, nähten Masken, als es noch keine zu kaufen gab, packten ehrenamtlich im Supermarkt die Regale voll, waren füreinander da. 

Wo ist diese Bereitschaft geblieben? Keine Frage, es gibt ehrenamtliches Engagement in vielen Bereichen. Aber der Grundton von vielen Menschen hat sich verändert. Viel zu oft wird das Ich in den Vordergrund gestellt, vom Wir keine Spur.

Nur Geschichten, die mit „Es war einmal“ anfangen, gehen gut aus. Die Realität ist leider eine andere. Schließlich ist in den vier Jahren mit der Pandemie alles irgendwie noch einmal gutgegangen. Weder die Wirtschaft noch das Gesundheitssystem sind zusammengebrochen, es gab auch nicht diese schrecklichen Bilder mit Leichenbergen wie im italienischen Bergamo.

 Doch machen wir uns nichts vor. Die nächste Pandemie wird kommen. Und wir sind immer noch nicht dafür gerüstet.

Hinweis: Als „Kommentar“ gekennzeichnete Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des VdK NRW wieder.