Filmträume ohne Grenzen – das inklusive Team von „Augenblicke“: Medienprojekt Wuppertal schafft Chancen, Sichtbarkeit und Stolz
Ein Drehbuch schreiben, die Kamera bedienen, selbst schauspielern oder die Szenen am PC schneiden – das Medienprojekt Wuppertal gibt Menschen mit und ohne Behinderung eine ganz besondere Plattform. Hier wirken auch VdK-Mitglieder mit. Unser Presseteam durfte die inklusive Filmredaktion „Augenblicke“ einen Tag lang begleiten.

„Ich leiste einen Beitrag für die Gesellschaft und für mich selbst“, sagt Diana Staub voller Stolz. Seit Gründung der Redaktion vor fünf Jahren ist sie mit Leib und Seele dabei. 2017 erlitt sie einen Schlaganfall. Seither weiß die heute 57-Jährige, dass sich das Leben von jetzt auf gleich verändern kann.
„Aufgeben war für mich nie eine Option. Ich muss vor allem mit dem Sprechen ständig im Training bleiben. Von daher ist das Filmemachen für mich ideal.“
Zeit und Geduld
Schon von klein auf mag Lara Budo „das Kreieren vor und hinter der Kamera.“ Früher spielte sie in einem Theater mit Menschen ohne Beeinträchtigung, „aber die haben gesagt, mit mir sei es zu anstrengend, weil ich für die Abläufe länger brauche.“ Die nötige Zeit und Geduld erhält sie nun im Team von Sebastian Bergfeld.
Der Sozialpädagoge und freie Filmemacher geht auf die individuellen Bedürfnisse seiner Schützlinge ein – seien es physische Anforderungen, notwendige barrierefreie Zugänge und angepasste Arbeitsplätze, bis hin zu emotionalen und sozialen Wünschen, welche eine starke und verständnisvolle Unterstützung erfordern.
„In der großen Filmwelt herrscht ein anderes Tempo. Dort entscheidet das System, ob jemand mitmachen darf – bei uns ist das umgekehrt. Hier stellen wir uns auf jeden, auf jede ein“,
betont Sebastian Bergfeld.
Wichtiges Signal
Auf Lars Windgassen zum Beispiel wird Rücksicht genommen, denn er lebt mit einer Sehbehinderung. Bereits in seiner Zeit bei einer Behindertenwerkstatt setzte er vehement durch, dass endlich mal ein Theaterstück produziert wird. „Die Bühne ist mein Ding.“ Aktuell wird er im „StudioYou“ des Schauspiel Wuppertal zum professionellen Schauspieler ausgebildet. Unterrichtet werden die Fächer Stimmbildung, Gesang, Bewegung, Szenen-/Monologarbeit.
Aline Blum hat diese Lehre schon abgeschlossen. Gedanken macht sie sich, wie alle anderen auch, zum Thema Inklusion: „Ich möchte als Mensch bewertet werden, nicht als Behinderter. Das muss aus den Köpfen.“ Sie ärgert besonders die fehlende Barrierefreiheit: „Wieso werden öffentliche Aufzüge nicht schneller repariert? Für Menschen mit Beeinträchtigung kann sowas einen ganzen Tagesablauf extrem umständlich machen.“
Im Wuppertaler Schienenverkehr sind aktuell lediglich drei Haltestellen barrierefrei. Exakt aus diesem Ärgernis setzt für Sevda Bilan die Filmredaktion ein wichtiges Signal: „Sichtbarkeit spielt hier eine ganz große Rolle. Menschen mit Behinderung wird eine starke Stimme geben!“ Für ihr Film-Studium in Dortmund nimmt sie von diesen Projekten „ganz besondere Momente mit.“
Preise abgeräumt
Und diese Gruppe erhält in der Öffentlichkeit immer mehr Aufmerksamkeit. Anfang April räumte die inklusive Redaktion beim 6. Kurzfilmfestival in Hamburg den ersten Platz ab und erhielt 1.500 Euro. Zuvor gab es einen 2. Platz beim Wuppertaler Inklusionspreis. Ganz aktuell wird im Auftrag des Inklusionsbeirats der Stadt Wuppertal ein Imagefilm gedreht.
„Der Beirat möchte damit jüngere Menschen werben“, sagt Leiter Sebastian Bergfeld erleichtert, denn seine Redaktion finanziert sich projektbezogen über die Aktion Mensch. Etwa 70 Filme sind in den vergangenen fünf Jahren entstanden. Bei so viel Engagement werden garantiert weitere folgen – Film ab für Vielfalt, Toleranz und Teilhabe!
Schauen Sie mal rein!
Vorgestellt werden alle Filme im Jugend-Filmmagazin „Border Lines“
Kino-Premieren gibt es im CinemaxX Wuppertal oder unter Externer Link:youtube.com/@medienprojektwuppertal
Weitere Infos unter Externer Link:medienprojekt-wuppertal.de
per E-Mail Externer Link:augenblicke@medienprojekt-wuppertal.de
oder telefonisch (0202) 563 26 47