Digitalisierung: Fortschritt ohne Ausgrenzung? „Digitale Kompetenzen älterer Menschen gezielt fördern“
Die digitale Transformation der deutschen Verwaltung nimmt stetig Fahrt auf. Mittlerweile lassen sich zahlreiche Behördengänge bequem online erledigen – von der KFZkurz fürKraftfahrzeug-Zulassung bis hin zum Kindergeldantrag. Doch weiterhin ziehen es viele Bürgerinnen und Bürger vor, ihre Anliegen persönlich zu klären.

„Warum finden digitale Angebote in den Kommunen noch nicht die breite Akzeptanz, wie von Politik und Verwaltung erhofft?“, fragt sich Peter Ries, Mitglied im Vorstand des Kreisverbands Düsseldorf und beratendes Mitglied im Behindertenrat der Stadt Düsseldorf. Einen wesentlichen Grund für diese Zurückhaltung sieht er in der Unbekanntheit vieler Online-Dienste.
„Wer nicht um die digitalen Optionen weiß, kann sie schlichtweg nicht nutzen“. Zudem seien viele Verwaltungsportale oft unübersichtlich gestaltet. Eine komplizierte Navigation und unklare Strukturen wirken abschreckend. Die Vielzahl unterschiedlicher Online-Anlaufstellen trägt zusätzlich zur Verwirrung bei.
„Die Bürgerinnen und Bürger müssen über die bestehenden Möglichkeiten deutlich umfassender informiert werden“, mahnt Ries. Ein weiterer kritischer Punkt: Die Benutzerfreundlichkeit vieler Verwaltungswebsites. Oft werden die digitalen Angebote als kompliziert und wenig intuitiv wahrgenommen. Zudem sollte das Bundesportal, erreichbar unter Externer Link:https://verwaltung.bund.de/portal, als zentrale Anlaufstelle zu den Verwaltungsleistungen von Bund, Ländern und Kommunen bekannter gemacht und konsequent nutzerfreundlich ausgebaut werden.
Vertrauen aufbauen
Es bedarf einer gezielten Förderung digitaler Kompetenzen in der Bevölkerung. Insbesondere ältere Menschen benötigen häufig Unterstützung im Umgang mit digitalen Technologien. Schulungen, digitale Beratungsstellen und telefonische Hilfsangebote können hier wertvolle Unterstützung leisten - mit dem klaren Ziel, niedrigschwellige Zugänge zum digitalen Lernen in jeder Kommune zu schaffen.
Wichtig ist zudem die Datensicherheit. Nur wenn die Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen haben, dass ihre persönlichen Daten sicher verarbeitet und umfassend geschützt werden, kann langfristig Vertrauen in die digitalen Prozesse entstehen.
„Letztendlich sind positive Nutzererfahrungen der Schlüssel zum Erfolg“,
ist Peter Ries überzeugt. Wenn Bürgerinnen und Bürger feststellen, dass digitale Verwaltungsprozesse tatsächlich schneller, unkomplizierter und effizienter sind als die traditionellen, analogen Wege, werden sie eher bereit sein, diese Angebote dauerhaft zu nutzen.
Alle mitnehmen
Der Sozialverband VdK mahnt seit Jahren eindringlich an, dass die Digitalisierung der Verwaltung so gestaltet werden muss, dass ältere Menschen und Bürgerinnen und Bürger ohne ausgeprägte digitale Kompetenzen nicht benachteiligt oder gar ausgegrenzt werden.
„Viele ältere Menschen verfügen nicht über die notwendigen finanziellen Mittel oder das erforderliche digitale Know-how, um uneingeschränkt an der digitalen Welt teilzunehmen. Daher muss weiterhin die Möglichkeit bestehen bleiben, seine Anliegen persönlich und auf analogem Wege zu erledigen.
„Die Digitalisierung der Verwaltung muss so gestaltet werden, dass Seniorinnen und Senioren nicht benachteiligt oder ausgegrenzt werden. Die Zukunft der Verwaltung muss inklusiv sein und alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen mitnehmen“, so Peter Ries abschließend.