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Achtung Gefahr: Depression kann jeden treffen!

Von: Berthold Gottschalk

Mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit psychischen Erkrankungen und mehr professionelle Hilfsangebote - dies forderten die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion zum brisanten Thema „Depression“. Dazu eingeladen hatte der Ortsverband Wuppertal-Cronenberg (Kreisverband Bergisch Land) in die „Färberei“ nach Wuppertal-Barmen. 

Fünf Menschen sitzen gemeinsam auf einer Bühne. Rechts und links stehen Roll-Ups mit VdK-Logo.
Sorgten für eine spannenden Austausch zu einem brisanten Thema: Moderator Matthias Müller (von links), Martin Lindheimer, Dr.Claudia Kociucki, Ute Trescher und Andreas Bialas. © Karl-Heinz Kamiz

Zu der rund zweistündigen Veranstaltung konnte Moderator Matthias Müller hochkarätige Gäste aus den Bereichen Politik und Gesundheitswesen sowie einen Betroffenen begrüßen: Martin Lindheimer, Psychiatriereferent bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, Redakteur einer psychiatrischen Fachzeitung und selbst Betroffener, Dr. Claudia Kociucki, Vorsitzende der Deutschen Depressionsliga in Bonn und Ute Trescher, ebenfalls Vorstandsmitglied der Deutschen Depressionsliga sowie Andreas Bialas, SPDkurz fürSozialdemokratische Partei Deutschlands-Landtagsabgeordneter aus Wuppertal.

Traumatische Erfahrung

Zum Auftakt schilderte Martin Lindheimer im Einzelinterview mit Matthias Müller seine eigenen traumatischen Erfahrungen als Patient in der Psychiatrie. Er sei dort mehrere Tage lang am Bett festgebunden worden. Diese Methode sei zwar in Deutschland verboten, „doch meines Wissens hat sich die Situation in der Psychiatrie nicht wesentlich verbessert“, so Lindheimer, der sich auch gegen die Zwangsverabreichung von Medikamenten wehrte. 

Dr. Claudia Kociucki entgegnete: „Niemand kann gezwungen werden, Medikamente zu nehmen. Die Medikation muss immer individuell abgesprochen werden.“ Jeder Mensch reagiert anders. Wirksame Medikamente zu finden könne aber länger dauern. Doch am Ende sei das Zusammenspiel von Psychopharmaka, Psychotherapie sowie Verhaltensänderungen in der Regel hilfreich. So muss es auch für die Angehörigen Angebote geben, da sie schnell überfordert seien. 

Nicht hinnehmen 

„Wo ist der öffentliche Aufschrei? Wo sind die Talkshows zu diesem Thema? Wir müssen mehr über das Problem sprechen, gerade wenn Depressionen durch das Verhalten anderer Menschen ausgelöst werden. „Das dürfen wir nicht einfach hinnehmen“, erklärte SPDkurz fürSozialdemokratische Partei Deutschlands-Landtagsabgeordneter Andreas Bialas mit Nachdruck, denn: „Mobbing, Hetze und Hass treiben einfach viel zu viele Menschen in die Depression.“ 

Dr.Claudia Kociucki, selbst betroffen und als telefonische Ansprechpartnerin in viele Fälle eingeweiht, gab zu bedenken: „Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Und niemand ist schuld an seiner Krankheit. Es kann jeden treffen.“ Das immer komplexer werdende Leben, ebenso Vereinsamung und ein häufig verzerrtes Bild in den sozialen Medien könnten schnell zu psychischen Problemen führen. 

Die Zahl der Betroffenen sei jedoch auch gestiegen, weil sich immer mehr Menschen trauten, einen Arzt aufzusuchen. Allerdings wies Ute Trescher von der Deutschen Depressionsliga darauf hin, dass es in einer akuten Phase einer Depression oft schwierig sei, sich anderen Menschen anzuvertrauen. Auch die Scham über die Erkrankung spiele dabei eine große Rolle.

Zusammenhalt wichtig

 Andreas Bialas sah zudem die Entgrenzung, die Brutalität in der Kommunikation, als Grund für den Anstieg psychischer Erkrankungen. Er forderte stattdessen Solidarität und Zusammenhalt: „Wir dürfen die Entwertung des anderen Menschen nicht zulassen.“ Das stehe schon im deutschen Grundgesetz. 

Nötig sei es, gegen kriminelles Handeln vorzugehen, aber auch Geld sei nötig – etwa für Schulsozialarbeit, Beratungsstellen, wissenschaftliche Forschung zu den Ursachen sowie Behandlungsmöglichkeiten psychischer Erkrankungen.

Achtsamer Umgang 

Einig waren sich alle darüber, dass mehr Achtsamkeit im Umgang miteinander, aber auch der Ausbau von Hilfsstrukturen erforderlich seien, um psychische Erkrankungen zu reduzieren. Am Ende der engagiert geführten Podiumsdiskussion war die Resonanz durchweg positiv: „Eine Veranstaltung mit Niveau, erinnert uns an eine Tagung bei einem Ärztekongress“, hörte man aus den Zuschauerreihen. 

Dem VdK, allen voran Berthold Gottschalk, dankte man für die Auswahl der kompetenten, sach- und fachkundigen Teilnehmer.