VdK warnt vor sozialem Kollaps in NRW
- Pflegenotstand: Sofortiges Vorschaltgesetz dringend notwendig
- Verband erzielt Rekordsumme von 49 Mio. Euro an Nachzahlungen für Mitglieder
Ein neuer Rekord, der zugleich auf Missstände hinweist: Knapp 49 Millionen Euro an Nachzahlungen hat der VdK NRW im vergangenen Jahr für seine Mitglieder erstritten. Eine stolze Zahl, aber immer mehr Menschen müssen um ihr Recht kämpfen – was häufig ohne professionelle Hilfe kaum zu bewältigen ist. Für viele wird der VdK deshalb zum Rettungsanker. Im abgelaufenen Geschäftsjahr führte der Verband 9.300 Klage- und 25.300 Widerspruchsverfahren – so viele wie nie zuvor.
„Wir sind ein verlässlicher Partner und bleiben hartnäckig, wenn es um soziale Gerechtigkeit und Sicherheit geht“, sagt der Vorstandssprecher des VdK NRW, Thomas Zander, auf einer Pressekonferenz im Rahmen des Landesverbandstags in Münster.
Besonders auffällig ist der starke Anstieg im Bereich Pflege: Innerhalb von zwei Jahren wuchs die Zahl der Fälle um rund 30 Prozent. „Viele Ratsuchende stehen vor enormen Hürden – bei der Organisation, der Finanzierung oder der Einstufung durch den Medizinischen Dienst“ erklärt auch Horst Vöge, Präsident des VdK NRW.
Der Verband fordert deshalb einen konsequenten Ausbau von Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflegeplätzen, Pflege-Wohngemeinschaften sowie wohnortnahe Beratungs- und Unterstützungsangebote für ältere Menschen und ihre Angehörigen. Mit Blick auf die neue Kommission der Bundesregierung, die ab 7. Juli ihre Arbeit aufnimmt, erwartet der VdK rasche Maßnahmen – etwa ein Vorschaltgesetz zur sofortigen Entlastung und Steuerzuschüsse zur finanziellen Absicherung. Horst Vöge betont: "Löcher zu stopfen, reicht jedoch nicht aus, wir brauchen Vorschläge für eine langfristige Finanzierung der Pflege, insbesondere im Bereich der häuslichen Versorgung."
Auch das Gesundheitssystem muss grundlegend neu geordnet werden. In NRW droht bis 2030 ein Drittel der Hausärzte wegzubrechen – mit dramatischen Folgen, vor allem im ländlichen Raum. Der VdK schlägt daher die Einrichtung gemeinnütziger oder kommunal geführter Medizinischer Versorgungszentren in strukturschwachen Regionen vor.
Um seinen sozialpolitischen Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen, verabschieden die Delegierten des VdK NRW auf dem Landesverbandstag eine „Münsteraner Erklärung“ – als Appell für soziale, inklusive und lebenswerte Kommunen in Nordrhein-Westfalen.
verantwortlich: Tobias Zaplata
Der Sozialverband VdK ist mit 2,3 Millionen Mitgliedern der größte Sozialverband Deutschlands. Im Sozialverband VdK NRW sind mehr als Externer Link:425.000 Mitglieder organisiert, die in 43 Kreisgeschäftsstellen und sieben Rechtsabteilungen in sozialrechtlichen Fragen beraten und vertreten werden. Der Sozialverband VdK setzt sich ein für die Rechte von Rentnern, Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten, Sozialversicherten, Pflegebedürftigen, Kriegs-, Wehrdienst- und Zivildienstopfern, Hinterbliebenen, Empfängern von Bürgergeld sowie Opfern von Unfällen, Gewalt und Umweltschäden.