VdK NRW fordert Zeitenwende für den Sozialstaat

  • Sicherungssysteme müssen reformiert werden
  • Sozialverband zeigt Wege aus der Krise auf
Der NRW-Präsident des VdK NRW, Horst Vöge (links) und der Vorstandssprecher unseres Sozialverbands, Thomas Zander, standen der Presse Rede und Antwort.
Der NRW-Präsident des VdK NRW, Horst Vöge (links) und der Vorstandssprecher unseres Sozialverbands, Thomas Zander, standen der Presse Rede und Antwort. © Sozialverband VdK NRW_Martin Franke

Altersarmut, Pflegefall oder Sozialhilfe – nur drei Begriffe, die in diesen 
Zeiten leider immer präsenter und alltäglicher werden, vor allem im höheren Alter. Und die Zahl der Betroffenen steigt rasant. Bis 2030 werden in NRW zehn Prozent mehr Rentnerinnen und Rentner leben als heute. In ländlichen Kreisen wie Borken-Coesfeld, Paderborn, Heinsberg oder Euskirchen werden sogar Zuwächse von bis zu 20 Prozent erwartet.

Ältere Menschen müssen sich außerdem im Ruhestand immer häufiger etwas hinzuverdienen – das sind 50 Prozent mehr Menschen als noch vor zehn Jahren. „Es droht eine Spaltung zwischen gut qualifizierten und gesunden Fachkräften, die weiterarbeiten können und die Rente als Zusatzeinkommen beziehen und diejenigen, die das nicht schaffen und auf eine niedrige Rente angewiesen bleiben“, konstatiert Thomas Zander, Vorstandssprecher des Sozialverbands VdK NRW. Hier müsse es vom Staat eine bessere Absicherung und einen vereinfachten Zugang geben, vor allem für Erwerbsgeminderte. „Niemand sucht es sich aus krank zu werden! Abschläge auf Erwerbsminderungsrenten sind und bleiben ungerecht. Und die Voraussetzungen für die 
Erwerbsminderungsrente sind so hoch, dass sich viele schwer kranke Menschen vergeblich darum bemühen und sich – auf Kosten der Gesundheit – irgendwie weiter durchschlagen müssen“, betont Thomas Zander.

Der VdK sieht vor allem die Gefahr einer wachsenden Altersarmut. Aktuell ist fast jede fünfte Person in NRW im Alter von 65 Jahren und mehr betroffen. Den Angaben des Bundesarbeitsministeriums zufolge müssten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schon jetzt 14,56 Euro brutto pro Stunde verdienen, um durch ihren Lohn und ohne zusätzliche Sozialleistungen auf eine Rente zu kommen, die der Höhe der Grundsicherung im Alter entspricht. Der Mindestlohn als nach wie vor wichtigstes Instrument gegen Altersarmut liegt aber nur bei 12,41 Euro.

Parallel steigt die Unsicherheit in den Bereichen Pflege und Gesundheit. Mit 3.200 Euro Eigenanteil, den Pflegebedürftige für einen Heimplatz im ersten Aufenthaltsjahr aus eigener Tasche bezahlen müssen, ist NRW trauriger Spitzenreiter. „Wir fordern eine echte Reform der Pflegeversicherung, bei der Heimbewohner nur noch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung bezahlen müssen. Das wären in NRW 1.215 Euro“, rechnet VdK-Präsident Horst Vöge vor. „Pflege macht arm. Immer mehr Menschen rutschen deshalb in die Sozialhilfe ab.“ Der Beleg: Bei den Sozialhilfeausgaben gab es laut IT.NRW im Bereich Pflege gegenüber dem Vorjahr den stärksten prozentualen Anstieg von mehr als 23 Prozent.

Darüber hinaus müssen pflegende Angehörige endlich Lohnersatzleistungen erhalten, zu 80 Prozent sind hierbei Frauen betroffen, die dringend Entlastung benötigen. Deshalb muss auch das Angebot an Kurzzeit- und Tagespflege ausgebaut werden.

verantwortlich: Tobias Zaplata, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit