Kategorie Klima & Mobilität Armut & Umverteilung

Bochum muss raus aus der Armutsfalle

Anzahl betroffener Kinder auf traurigem Rekordniveau – Folgen des Klimawandels: VdK verabschiedet Erklärung
an Politik und Verwaltung

Von links: Thomas Zander (Landesgeschäftsführer VdK NRW), Horst Vöge (Vorsitzender VdK NRW) und Bernd Pfeiffer (Vorsitzender des VdK-Kreisverbands Mittleres Ruhrgebiet). © Sozialverband VdK NRW

In schwierigen Zeiten ist der VdK für viele ein zuverlässiger Partner – auch in Bochum, Gelsenkirchen und Herne, wo der Kreisverband Mittleres Ruhrgebiet 12.500 Mitglieder zählt. Doch der Zulauf enthüllt, wie sehr sich die soziale Schieflage verfestigt hat. „Wir erleben die Ängste und Sorgen der Menschen hautnah, besonders im Ruhrgebiet“, sagt der Vorsitzende des VdK NRW, Horst Vöge, im Rahmen einer Pressekonferenz zum Kleinen Landesverbandstag in Bochum. In seiner Gründungsstadt erwartet der Sozialverband zudem an diesem Samstag 300 geladene Gäste zur 75-Jahr-Feier.

Immer dramatischer wird die Situation für die Kleinsten in unserer Gesellschaft. Der Anteil armutsgefährdeter Kinder liegt laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung in Bochum mit 27,0 auf traurigem Rekordniveau - außerdem über dem Landesdurchschnitt (25,9) und nahezu doppelt über dem Bundesdurchschnitt (13,8). Die Nachbarstadt Gelsenkirchen verbucht mit 41,5 sogar deutschlandweit die höchste Quote. „Kinder sind unsere Zukunft. Das ist ein Skandal für unser reiches Land“, mahnt Horst Vöge an. Der VdK fordere deshalb die zeitnahe Einführung der Kindergrundsicherung, mit der arme Familien finanziell deutlich besser gestellt und alle familienpolitischen Leistungen zu einer Leistung gebündelt werden.

In Bezug auf die ältere Generation in Bochum macht sich der VdK ebenfalls große Sorgen. Hier lautet die Armutsfalle Pflege – zumal die Zahl der Betroffenen nach oben schnellt. Lebten laut Statistischem Bundesamt 2019 noch 18.500 pflegebedürftige Personen in der Ruhrgebietsstadt, sind es nach neuesten Angaben fast 23.000. „Generell nehmen nach Schätzungen mehrerer Studien nur rund die Hälfte aller ärmeren Menschen die ihnen zustehenden Leistungen in Anspruch, zumeist aus Scham oder Unwissenheit“, weiß der VdK-Landesvorsitzende. Hier müssten Beantragungen vereinfacht werden, auch durch mobile Angebote in Stadtteilen.

Und wer arm ist, kann sich in Zeiten des Klimawandels finanziell nur unzureichend gegen Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen schützen. Der VdK NRW richtet deshalb mit einer Bochumer Erklärung zur Umweltgerechtigkeit einen landesweiten Appell an Politik und Verwaltung, damit die sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen für benachteiligte Menschen verringert und vermieden werden.

Der Sozialverband VdK ist mit mehr als 2,2 Millionen Mitgliedern der größte Sozialverband Deutschlands. Im Sozialverband VdK NRW sind fast 400.000 Mitglieder organisiert, die in 43 Kreisgeschäftsstellen und sieben Rechtsabteilungen in sozialrechtlichen Fragen beraten und vertreten werden. Der Sozialverband VdK setzt sich ein für die Rechte von Rentnern, Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten, Sozialversicherten, Pflegebedürftigen, Kriegs-, Wehrdienst- und Zivildienstopfern, Hinterbliebenen, Empfängern von Arbeitslosengeld II sowie Opfern von Unfällen, Gewalt und Umweltschäden.

Tobias Zaplata