Kategorie Ortsverband Korschenbroich-Kleinenbroich

Bekannter Fernseharzt folgt Einladung des Sozialverbands VdK

Porträt Doc Esser
© Doc Esser

Anderthalb Stunden lang wurde im Pescher Pfarrzentrum viel gelacht, obwohl es um ein eher ernstes Thema ging – nämlich um die Frage, was jeder Einzelne für seine Gesundheit tun kann. Auf Einladung des VdK-Ortsverbandsvorsitzenden Korschenbroich/Kleinenbroich Josef Merten war Doc Esser in seine Heimat gekommen.

Der Fernseharzt, der noch in diesem Monat 50 Jahre alt wird, ist beruflich eher hyperaktiv. Er hat eine Arztpraxis in Büderich, die nur samstags geöffnet ist, und arbeitet zudem in einem Krankenhaus. Er ist in den Medien präsent und setzt sich für soziale Zwecke ein. So war das Sparschwein, dass er mitgebracht hatte, ein Spendenaufruf für Obdachlose in Köln, der Wahlheimat des Arztes.

Zunächst schwelgte Esser kurz in Nostalgie: „Ich habe hier immer die Kirchenzeitung ausgetragen.“ Zudem wusste er, dass „Schellen nicht mehr Schellen ist“ und fragte das Publikum, ob „man da hingehen“ könne, seitdem das Restaurant Syrtaki im Haus Schellen nun das Kolossos im Haus Schellen geworden ist.

Eigenverantwortung

Seine Mission beschrieb Esser mit folgendem Satz: „Ich möchte den Menschen den Gang zum Arzt ersparen.“ Was man tun und lassen sollte, um lange zu leben, bekomme man in jeder Arztpraxis, in jedem Krankenhaus gesagt – aber nicht erklärt. „Man hat einen Großteil seiner Gesundheit in der eigenen Hand“, erklärte Esser. „Wir können viel für ein langes und hochwertiges Leben tun.“

Was er beklagte: „In meine Praxis kommen schon 35-Jährige, die an Diabetes leiden – das war früher eine Krankheit, an der Oma und Opa litten.“ Er kritisierte auch „die schlecht gelaunten, hageren Zeitgenossen, die jeden Tag Sport treiben, aber keinen Spaß im Leben haben: Gesund gestorben ist trotzdem tot.“ Leben müsse Genuss, müsse sinnlich sein.

Bewegung hilft

Gleichwohl sei es bedeutend, etwas gegen Diabetes zu tun. „Diabetes zerstört Nerven, macht die Nieren kaputt und jeden Tag erblinden Dutzende Menschen deshalb.“ Auch die Erkrankung Alzheimer, an der rund 1,7 Millionen Menschen leiden, erklärte der Mediziner. „Zwei Eiweiße ändern sich. Sie gehen an die Nervenzellen ran, die dann absterben.“ Bei Alzheimer sei dieser Vorgang noch radikaler. Versuche mit Mäusen hätten ergeben, dass viel Bewegung vor Alzheimer schütze. Demente Menschen, die sich bewegen, könnten ihr Gedächtnis im Nachhinein wieder ein wenig verbessern.

Zur Volkskrankheit „Depressionen“ sagte Doc Esser: „Bewegung hat hier denselben Stellenwert wie die medikamentöse Therapie.“ Bei einem Gesunden geht die Lampe im Frontalhirn auch mal aus, beim Depressiven ist sie ständig an. Dieser Gedankenstrudel macht krank.“ Bewegung helfe diesen Menschen enorm, zudem sinke die Rückfallquote auf nur vier Prozent.

Flexitarier

Der Arzt überraschte mit der Aussage, dass man durch Sport nicht abnehme, weil der Kalorienverbrauch geringer sei als man glaubt. Er raubte damit eine Illusion, zeigte aber eine wirksame Methode gegen Übergewicht auf: „Abnehmen geht nur über die Ernährung. Nicht zu essen tut Ihnen gut.“ Er empfahl das Fasten nach Buchinger. Sieben bis zehn Tage lang ernährt man sich dann mit der Fastensuppe, kann dazu Wasser oder Tee trinken. Der Effekt: „Die Bauchspeicheldrüse freut sich, weil sie kaum etwas zu tun hat und die körpereigene Fettverbrennung setzt ein.“ Kohl und Gemüse seien wegen der sekundären Pflanzenstoffe sehr zu empfehlen, Vitamin C sei ein Feind der freien Radikalen.

Der 49-Jährige bezeichnete sich selbst als Flexitarier. Er kaufe nur selten Fleisch und wenn, dann beim Bio-Metzger. „Kaffee in Maßen zu trinken ist das Gesündeste“, erfuhr sein Publikum. Allerdings schwarz solle er getrunken werden. Bürgermeister Marc Venten, der in vorderster Reihe dem Vortrag lauschte, versuchte gleich am nächsten Tag, den Tipp zu beherzigen.

Von teurem Superfood riet Doc Esser dringend ab. Er empfahl stattdessen Leinsamen und Sauerkraut. Zum Erhalt der psychischen Gesundheit, der Resilienz, hatte er auch einen Tipp parat: Dankbarkeit und Lachen als ständige Begleiter. (barni)

Das ist Doc Esser:

Studium: Heinz-Willi Esser studierte Medizin in Köln. Der ehemalige Bundesliga-Leistungsschwimmer arbeitet in einer Klinik in Remscheid und in seiner Praxis in Büderich.

Band: Der Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologe ist Mitbegründer der Band Substyle und hat ein eigenes Tonstudio.

Medien: Der Vater dreier Töchter und eines Sohnes ist außerdem regelmäßig in den Medien vertreten als Fernseh-, Hörfunk- und Podcastmoderator – zum Beispiel im WDR 2-Podcast „Frag dich fit“.