Kategorie Ortsverband Oppum-Bockum

Tagestour nach Xanten - Auf den Spuren der Römer hin zur Sozialversicherung?

So das Motto unserer letztjährigen Sommerfahrt mit dem VDK
Ortsverband Oppum-Bockum.
45 Teilnehmer hatten sich am 14 Juli aufgemacht, Xanten aus einer
etwas anderen Perspektive zu beleuchten.
Um kurz nach 9 Uhr ging es vom Hauptbahnhof Süd mit dem Reisebus
Richtung Xanten los.
Über Land führte uns der Weg vorbei an Orbroich, das bis 1913 noch
eine eigenständige Gemeinde war. Weiter Richtung Vinnebrück, im
Mittelalter Vennebrugge oder Vennebrucke, das vor dem Südhang des
Tönisberger Mühlenberges (Schaephuysener Höhenzug) liegt.
Die ehemalige Schanzenanlage erlangte historische Bedeutung durch den Landwehrübergang zwischen dem Kurfürsten Siegfried von Westerburg und dem Geldlichen Grafen Rainald I. geschlossenen „Vertrag von
Vinnbrück“ am 16.August 1284.
Dieser sollte 1288 eine Rolle in der Schlacht von Worringen spielen.
Aber worum ging es, um Erbschaftsstreitigkeiten!
König Rudolf I. hatte nach demTod seiner Ehefrau deren limburgisches
Lehen auf Lebenszeit an den Grafen Rainald I. übertragen. Der eigentlich
erbberechtigte Graf Adolph V. von Berg jedoch fühlte sich übergangen
und verbündete sich zur Durchsetzung seiner Ansprüche mit dem Herzog
Johann von Brabant. In Folge diverser weiter er Streitereien kam es in
den Jahren 1283-1288 zum Limburger Erbfolgestreit, der sich zu einem
Unabhängigkeitskampf gegen den Landesherren und dem Kölner
Erzbischof ausweitete.
Der Erzbischof und seine Bündnispartner verloren die entscheidende
Schlacht von Worringen am 5.Juni 1288. Er und viele seiner Getreuen
gerieten in Gefangenschaft. Die Bürger von Köln sagten sich vom
Erzbischof los. Das hatte zur Folge das die Erzbischöfe der Folgezeit, in
ihrer Eigenschaft als kurfürstliche Lehnsherren, fortan außerhalb von
Köln residierten.
Wir passierten Stenden, das von ihren Einwohnern auch als längstes
Straßendorf in NRW bezeichnet wird, vorbei an der Gemeinde Kerken.
Die Gemeinde Kerken gehörte bis 1713 zum Herzogtum Geldern, ging an
Preußen und stand ab 1798, 16 Jahre unter französischer Herrschaft.
1815 wurde der gesamte Niederrhein auf dem Wiener Kongress dem
Königreich Preußen zugeschlagen.
Unsere Fahrt führte uns weiter über Issum an den Fleuthkuhlen nach
Geldern vorbei. Das Naturschutzgebiet Fleuthkuhlen sind ein
Niedermoorkomplex in den Niederungen der Issumer Fleuht, bestehend
aus 53 flachen Stillgewässern, auf einer Fläche von 588 Hektar.
Diese Gewässer sind im 18. und 19. Jahrhundert durch den bäuerlichen
Torfabbau entstanden.
Für den Naturschutz bedeutsam sind die Fleuthkuhlen hauptsächlich
durch Arten der Sumpf-, Röhricht- und Wasservegetation. Hier lebt eine
der seltensten Brutvogelarten Nordrhein Westafalens, die Wasserralle.
Auch weitere Arten der Roten Liste nennen die Fleuthkuhlen ihr Zuhause,
darunter auch der Schwarzspecht und der Pirol.
Wie in den Niepkuhlen findet sich hier auch der u.a. der Bitterling.
Weiter ging es über Alpen an unser Ziel nach Xanten.
Bevor wir unseren Endpunkt erreichten gab es noch eine Frage zu
klären:
Gibt es in der Antike tatsächlich schon Hinweise auf ein „soziales
System“, finden wir in Xanten die Wiege der Sozialversicherung?
Überliefert ist, dass im alten Rom der Staat sich um die ärmeren
Mitbürger kümmert. Er teilte ihnen kostenlos Getreide zu und schütze sie
so vor Hunger. Doch was als Ausdruck von Armenfürsorge erscheint,
zeigte in Wahrheit den Herrschaftsanspruch der Römer.
Im alten Rom gab es eine staatliche Grundsicherung, die allen Römern
eine Existenz ermöglichen sollte. Das Bezugsrecht jedoch war nicht vom
Einkommen abhängig. Die Leistungen ergaben sich nicht aus der
Solidarität mit ärmeren Bürgern, sondern aus dem überheblichen
Selbstverständnis der Römer heraus. Um staatliche Mittel, zum Beispiel
Getreide zu erhalten, musste man in Rom offiziell wohnhaft, frei
erwachsen und männlich sein. Kinder, Frauen und Sklaven waren nicht
empfangsberechtigt und mussten aus den Rationen der Familienväter
versorgt werden. Auf diese Zuteilungen hatten alle Römer ein Anrecht,
auch die Reichen. Die zugeteilten Rationen reichten kaum zum Leben, so
dass auch arme Familien sich auf den Märkten mit Getreide versorgen
mussten. Im Unterschied zur heutigen Sozialversicherung, war die
staatliche Getreideversorgung in Rom also keineswegs ein Ausdruck der
Barmherzigkeit.
Am Zielort angekommen hatten alle Teilnehmer ca. 2 Stunden zur freien
Verfügung.
Die Altstadt Xantens empfing uns mit ihrer historischen Authentizität.
Rund um den Marktplatz hatte man einen monumentalen Blick auf den
Dom. Wer dem Rundgang gefolgt war kam an der Evangelischen Kirche
aus dem Jahr 1648, dem Gotischen Haus, aber auch Resten der ehemals
imposanten Stadtmauer vorbei. Durch das Klever Tor schreitent, konnte
auf einem Abstecher über den Außenring, die Kriemhildmühle besichtigt
werden. Wir hatten das Glück, sie war in Betrieb und wer wollte konnte
ein frisch gebackenes Brot erwerben.
Einige besichtigten den Dom St. Viktor, der über 300 Jahrhundert gebaut
und erst 1544 festgestellt wurde. Er ist noch heute als das Wahrzeichen
Xantens zu bezeichnen, der alle Dächer überragt.
Xanten bietet zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten. Wir kommen sicherlich
noch einmal wieder. Alleine der Archäologische Park ist mindestens einen
weiteren Tagesausflug wert.
Wir mussten unsere Tour jedoch fortsetzen und sind zu einem kleinen
Mittagessen in das Landhaus Spickermann eingekehrt. Hier erwarteten
uns gekühlte Getränke und ein köstliches kleines Buffett.
Nach einer gut einstündigen Pause machten wir uns auf den letzten
Punkt unserer Fahrt zu erreichen.
Mit dem Seestern stachen wir ab dem Hafen Xanten in die Südsee.
Auf der fast 2 stündigen Fahrt ging es auf dem etwa 200 Hektar großen
Gewässern vom Süden über einen Kanal in die Nordsee und zurück.
Vorbei an dem Strandbad, der Jugendherberge, der Surfschule und
diversen Wassersportlern.
Die Xantener Nordsee entstand nachdem 1992 der Kiesabbau beendet
wurde und das Gebiet zum Naherholungsgebiet wurde. Die Südsee ist
erst später hinzugekommen, hier hat man aber beim Abbau und der
Gestaltung bereits Hand in Hand gearbeitet.
Mit der Ankunft am Hafen endete auch unsere Sommerfahrt.
Pünktlich um 16:30 Uhr ging es zurück nach Krefeld.
Allen hat es sichtlich gefallen und die ersten Nachfragen, „wann findet
denn die nächste Tour mit dem VDK Oppum-Bockum statt“, bestätigen
den Eindruck auch noch einmal.
Soviel kann an dieser Stelle schon verraten werden, die Planungen
laufen schon. Der Termin wird auf der Homepage des VDK Oppum-
Bockum bekanntgegeben.
Bis dahin müssen wir noch ein wenig in Erinnerung eines wundervollen
Tages leben.
Für den OV Oppum-Bockum
Sabine Fochler