Kategorie Kreisverband Am Niederrhein (Duisburg, Kleve, Wesel)

Kommunales Forum zur Ärzteversorgung

Wer älter wird, weiß: Die Arztbesuche werden mehr. Leider steigt aber die Zahl der Ärztinnen und Ärzte nicht an, ganz im Gegenteil. In den Kreisen Kleve und Wesel und der Stadt Duisburg ist jeder dritte Hausarzt älter als 60 Jahre. 

Wer älter wird, weiß: Die Zipperlein häufen sich und die Arztbesuche werden mehr. Leider steigt aber die Zahl der Ärztinnen und Ärzte nicht an, ganz im Gegenteil. In den Kreisen Kleve und Wesel und der Stadt Duisburg ist jeder dritte Hausarzt älter als 60 Jahre. Schon jetzt erreicht die Versorgungsquote in den wenigsten Kommunen 100 Prozent, die meisten liegen darunter. Und Nachwuchs ist oftmals schwer zu bekommen. Kein Wunder, dass der VdK Kreisverband am Niederrhein die Ärzteversorgung auf dem Land zum Thema seines jüngsten Kommunalen Forums gemacht hat.

Die Problematik ist seit Jahren bekannt, es gibt immer weniger Hausärztinnen und Hausärzte. Wird eine Praxis geschlossen, haben Patienten Schwierigkeiten, eine neue zu finden. Doch Kommunen sind der Situation nicht hilflos ausgeliefert, sagt Benedikt Lechtenberg, Referent für Sozial- und Kommunalpolitik beim VdK-Landesverband. Zum Beispiel durch die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Die sind in der Praxislandschaft inzwischen keine Seltenheit mehr, solche in kommunaler Trägerschaft aber noch rar gesät. Stand Frühjahr 2025 gibt es acht in Nordrhein-Westfalen.

Das erste, so Lechtenberg in seinem Vortrag, sei im Jahr 2020 in Neuenrade im Märkischen Kreis, eröffnet worden. Die bekannte Situation: Ohnehin wenig Hausärzte, einer davon stand zudem kurz vor der Rente. Der Rat der Stadt erkannte das Problem, der Bürgermeister erklärte das Thema zur Chefsache und 2020 nahm das MVZ seinen Betrieb auf. In den Räumen des Hausarztes, der kurz vor der Rente stand. Auch sein Patientenstamm konnte übernommen werden. Die Einrichtung schrieb schnell schwarze Zahlen.

Kommunen können laut Benedikt Lechtenberg noch mehr tun. Attraktive Bedingungen für potenzielle Hausärztinnen und -ärzte schaffen oder Gesundheitsprojekte, für die es auch Fördermittel gibt, gemeinsam mit den Krankenkassen auf den Weg bringen.

Im VdK-Kreisverband sind mehr als 30.000 Mitglieder in 51 Ortsverbänden organisiert. Sie können sich ebenfalls in Sachen Gesundheitsversorgung engagieren. Durch Mitarbeit in den Kommunalen Gesundheitskonferenzen, durch ihre Arbeit vor Ort, durch Gespräche mit Mandatsträgern, durch Teilnahme in Seniorenvertretungen, den Beiräten für Menschen mit Behinderung oder den direkten Kontakt mit Rat und Bürgermeister, in Form von Anregungen, Beschwerden oder Bürgeranträgen. Benedikt Lechtenberg: „Politisch sein, ohne Parteipolitik zu betreiben.“

Pascal Wieners, Leiter Regionales Gesundheitsmanagement bei der AOK Rheinland/Hamburg, hatte zum Einstieg in das komplexe Thema die Grundlagen der Bedarfsplanung für die Verteilung von Arztsitzen erläutert. Für die Berechnung, wie viele Hausärzte in in einem Gebiet praktizieren dürfen, werden so genannte Mittelbereiche zugrunde gelegt - entweder einzelne Städte, wenn sie groß genug sind oder Kommunen werden zu einem Mittelbereich zusammengefasst, was zum Beispiel bei Wesel, Hamminkeln und Schermbeck der Fall ist. Sinn und Zweck dieser Methode ist, eine wohnortnahe Versorgung mit Hausärzten zu garantieren. Für die Zulassung von Fachärzten werden die Kreise als eine Einheit betrachtet. Wo sich welcher Arzt niederlässt, ist ihm selbst überlassen. Rein theoretisch wäre es also möglich, dass sich alle Augenärzte im Kreis Wesel in Moers niederlassen könnten.

Auch Wieners favorisiert das System der Medizinischen Versorgungszentren. Schon allein aus dem Grund, dass viele Berufsanfängerinnen und -anfänger in der Medizin die Selbstständigkeit aus nachvollziehbaren Gründen scheuen.

Das Kommunale Forum des Sozialverbandes VdK am Niederrhein findet einmal im Jahr zu den verschiedensten sozialpolitischen Themen statt. Der neue Kreisvorsitzende Dietmar Hohmt kündigte an, diese Foren weiterzuführen, denn Themen gebe es genug.