Kommunales Forum zum Klimawandel am Niederrhein
Warum kümmert sich der Sozialverband VdK ums Klima? Aus gutem Grund. Denn wer die Belange von Menschen mit Behinderung, von Älteren, chronisch Kranken oder Bedürftigen vertritt, der weiß, dass der Klimawandel massive soziale Folgen gerade für diese Bevölkerungsgruppen hat. Kein Wunder also, dass der Kreisverband am Niederrhein sein Kommunales Forum jetzt diesem Thema gewidmet hat. Fazit nach zwei spannenden Vorträgen und einer engagierten Diskussion: Es gibt Möglichkeiten, die Folgen des Klimawandels für die Schwachen und Schwächsten in unserer Gesellschaft abzumildern und Kommunen sogar einen Standortvorteil zu verschaffen, in dem sie grüner, attraktiver und lebenswerter werden können.
Im nächsten Jahr werden die Kommunalparlamente gewählt und vor allem die rund 160 Kommunalpolitikerinnen und -politiker aus den Reihen des Kreisverbandes sollen in den Kreisen Wesel und Kleve und der Stadt Duisburg in Verwaltungen und Parteien für das Thema sensibilisieren. Denn die Zahlen sprechen für sich, wie Vorsitzender Horst Vöge und die beiden Referenten des Vormittags, Benedikt Lechtenberg (VdK) und Carolin Borgmann (Zukunftsinitiative Klima.werk) deutlich machten. Ein Temperaturrekord jage den nächsten, so war zum Beispiel das Frühjahr 2024 das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Hitze mache krank, allein im Zeitraum 2018 bis 2022 starben rund 6000 Menschen an den Folgen der hohen Temperaturen.
Warum trifft es gerade die sogenannten vulnerablen Bevölkerungsgruppen? Weil diese oft in Gebieten mit verdichteter Bebauung lebten, ohne viel Grün und Schatten drumherum, in schlecht isolierten Häusern, um nur ein Beispiel zu nennen.
Eine kleine Maßnahmenliste: Trinkwasserbrunnen, in vielen Ländern längst Alltag, im öffentlichen Raum installieren, mit Parkanlagen schattige und kühle Zonen schaffen, dazu Wasserflächen und Sprühnebelvorrichtungen. Nicht nur öffentliche Gebäude mit Dach- und Fassadenbegrünung verschönern, über die Bauleitplanung auch private Hausbesitzer mit ins Boot nehmen. Informationen mit Verhaltenstipps bei Hitze verteilen, nicht nur übers Internet, sondern auch in gedruckter Form, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Hitzetelefone einrichten, um diejenigen zu kontaktieren, die das Haus nicht oder nur selten verlassen können. Und das Ganze mit Hitzeaktionsplänen in eine Form gießen, die die ganze Kommune umfassen, gerade auch Einrichtungen, in denen Betroffene sich aufhalten, wie Krankenhäuser oder Alten- und Pflegeheime.
Der VdK möchte im Vorfeld der Kommunalwahl Klimawandel und Kommune auf die politische Agenda setzen, denkt aber weit über den Zeitraum hinaus. „In zehn Jahren“, verweist Horst Vöge auf die demografische Entwicklung, „wird es in den Kreisen Wesel und Kleve 50 Prozent mehr Menschen ab 80 und älter geben. Schon allein deshalb müssen wir längerfristiger denken.“ Und auch, weil sich nichts von heute auf morgen umsetzen lasse. In den 60er Jahren seien die Städte autogerecht geworden, heute müssten sie klimagerecht werden. Viel Zeit bleibe nicht mehr. Benedikt Lechtenberg machte dies mit einem Zitat der Historikerin Hedwig Richter und des Journalisten Bernd Ulrich deutlich: „Wer zu wenig macht, muss morgen seine Anstrengungen verdoppeln. Denn später ist heißer.“