Kategorie Ortsverband Versmold

Handicap-Gruppe zieht erstes Fazit

HK 10.05.2025
Am Busbahnhof in Versmold gibt es eine öffentliche Toilette für Menschen mit Handicap. Eine Gruppe hat aber weitere Möglichkeiten erarbeitet. Foto: Uwe Pollmeier © Haller Kreisblatt, vom 10.05.2025

Im Sommer 2024 hat sich eine Interessensvertretung für Menschen mit Handicap gegründet. Nun gibt sie Einblick über ihre Tätigkeit. Ein gefragtes Thema waren dabei barrierefreie Toiletten.

 

Versmold (ams). Eigentlich war die ursprüngliche Idee von Betroffenen, einen eigenen Beirat für Menschen mit Handicap zu gründen. Dies wurde im vergangenen Sommer von Versmolds Politik anders entschieden – und auf eine informellere Möglichkeit hingewiesen. Einige Betroffene treffen sich seitdem regelmäßig und bringen ihre Sichtweisen in Verwaltung und Politik ein. In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses „BIGKISS“ war nun Zeit für ein erstes Fazit.

Nicole Jakob betreut die Gruppe im Haus der Familie. Etwa fünf bis zehn Teilnehmende treffen sich regelmäßig einmal im Monat donnerstags. Der neue Name lautet seit Kurzem „Interessenvertreter der Menschen mit Handicap“. Die Themen der Gruppe sind bunt gemischt. Beispielsweise wies die Gruppe auf Problematiken mit dem Blindenleitsystem in der Innenstadt hin. „Ein großes Thema sind auch Toiletten“, sagt Nicole Jakob.

In der Innenstadt gibt es „Stille Örtchen“ für Menschen mit Handicap am ZOB sowie in der Nähe der Petri-Kirche. „Die Toilette an der Kirche wurde dem Bedarf aber nicht gerecht“, sagte Jakob. Das entsprechende Schild, das auf eine barrierefreie Toilette hinwies, wurde inzwischen entfernt. Wohin können also Menschen mit Handicap gehen? Meinolf Unkhoff, der sich ebenfalls in der Gruppe engagiert, wurde aktiv. „Ich habe einige Geschäfte abgeklappert und gefragt, wo es barrierefreie Toiletten gibt“, erklärte er. „Ich war erstaunt, wie viele es tatsächlich gibt.“ Die Ergebnisse wurden auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht. Aber was passiert bei Veranstaltungen wie Sünne Peider?

Während der Gruppentreffen wurde deutlich, dass es sehr wenige mobile Örtlichkeiten gibt, die den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen entsprechen. Die Stadt möchte nachsteuern. „Wir hatten mit der Gruppe einen sehr gewinnbringenden Austausch“, sagte Ordnungsamts-Chef Sven Rabaschus. Die Verwaltung reichte einen entsprechenden Förderantrag ein, um einen Toilettenwagen in Zusammenarbeit mit einem anderen Verein anzuschaffen.

Der Wagen soll auch für andere Veranstaltungen zur Verfügung gestellt – sogar zu einer Art Auflage gemacht werden. „Ein hoher Einstieg bei herkömmlichen

Toilettenwagen ist für viele Menschen mit Handicap eine unüberwindbare Barriere“, weiß Rabaschus.

Die Idee der Toiletten-Versorgung ist nur ein Beispiel für die vielen Aktivitäten der Gruppe. „Wir hatten auch einen Spaziergang vor der Sünne Peider. Wir waren sehr positiv überrascht, wie gut sie zugänglich ist“, unterstreicht Friedrich Sauer, der ebenfalls in der Gruppe aktiv ist und selbst ein Handicap hat. „Es gibt in der Gruppe ein tolles Miteinander.“

Die Aktivitäten der Gruppe erhalten jede Menge Lob seitens der Politik. „Es ist wirklich beeindruckend, was Sie in so kurzer Zeit erreicht haben. Darauf können Sie stolz sein“, lobte Arne Bartkowiak (FDPkurz fürFreie Demokratische Partei). „Im Moment ist Ihre Gruppe die bessere Lösung, als einen festen Beirat zu haben“, kommentierte Liane Fülling (SPDkurz fürSozialdemokratische Partei Deutschlands), die sich ebenfalls von den Aktivitäten beeindruckt zeigte.

Marion Lünz (Grüne) regte neben viel positiver Kritik auch an, künftig einen inklusiven Spielplatz zu errichten. Aber das ist noch Zukunftsmusik und womöglich ein neues Projekt für die Handicap-Gruppe.