Kategorie Ortsverband Neuwerk-Lürrip

Gemeinsam statt Einsam: Die Hitze blieb draußen

Die Skulptur in Viersen-Dülken zeigt einen blinden Mann, der einen Mann auf dem Rücken trägt. Der Mann auf dem Rücken zeigt nach vorne und sagt dem Blinden den Weg.
Gegenseitige Hilfe: Der Blinde trägt den Lahmen, der ihm den Weg erklärt. © VdK OV Neuwerk/Lürrip

Kaffee und Kuchen, 
live-Musik und Frohsinn,
Plaudern und sich kennenlernen,

also eigentlich nichts Besonderes und doch wieder etwas Besonderes für die Mitglieder unseres Ortsverbands, die sich über etwas Abwechslung an einem Sonntagnachmittag freuten. "Wir sitzen hier besser als auf dem alten Markt", waren sich alle einig, denn der Saal liegt hinter dicken Mauern und ist zusätzlich gut beschattet von großen alten Bäumen. Bei Außentemperaturen von über 30 Grad herrschten drinnen so angenehm kühle Temperaturen, dass auch allen Kaffee, Tee und Kuchen schmeckte. 

Schriftführer Reinhold Groß-Onnebrink verbreitete mit Liedern, die zum Schunkeln und Mitsingen einluden, gute Stimmung. Großes Lob von allen Seiten!

Damit die Freude noch eine Weile über den Sonntag hinaushält, wurden zum Abschluss Blumen an das älteste und das jüngste Mitglied sowie per Losverfahren verteilt.

Was den VdK ausmacht, war jedem gleich zu Beginn beim Vortrag des folgenden Gedichts klar: 

Solidarität und gegenseitige Hilfe trotz Behinderung und chronischer Erkrankungen. Diese Erkenntnis galt schon vor hunderten von Jahren und es ist gut, wenn wir uns an sie erinnern – gerade wenn die Zeiten vielen als unsicher erscheinen und persönliche Lagen schwierig sind.

Trefflich hat der Bildhauer Uwe Meints das Gedicht in seiner Skulptur, die in Dülken steht, dargestellt (Titelbild). Foto und Gedicht nahm jeder gerne mit nach Hause. Doch lesen Sie am besten mal selbst:

"Der Blinde und der Lahme“ 
(von Christian F. Gellert, 1715 - 1769)

Von ungefähr muss einen Blinden
ein Lahmer auf der Straße finden,
und jener hofft schon freudenvoll,
dass ihn der and‘re leiten soll.

„Dir“, spricht der Lahme, „beizustehn?
Ich armer Mann kann selbst nicht gehen.
Doch scheints, dass du zu einer Last
noch sehr gesunde Schultern hast.

Entschließe dich, mich fortzutragen:
So will ich dir die Stege sagen:
So wird dein starker Fuß mein Bein,
mein helles Auges deines sein.“

Der Lahme hängt mit seiner Krücken
sich auf des Blinden breiten Rücken.
Vereint wirkt also dieses Paar,
was einzeln keinem möglich war.

Du hast das nicht, was and‘re haben,
Und andern mangeln deine Gaben.
Aus dieser Unvollkommenheit
entspringet die Geselligkeit.

Wenn jenem nicht die Gabe fehlte,
die die Natur für mich erwählte:
So würd‘ er nur für sich allein,
und nicht für mich, bekümmert sein.

Beschwer die Götter nicht mit Klagen!
Der Vorteil, den sie dir versagen
und jenem schenken, wird gemein.
Wir dürfen nur gesellig sein.

Unser Dank gilt den beiden ehrenamtlichen und freundlichen Helfern des TuS Jahn 1948 e.V. für deren Unterstützung.