Vorsicht vor Betrug am Telefon

Falscher Pflegedienst ruft an Vorsicht vor Telefonbetrügern, die sich als Pflegekassenmitarbeiter ausgeben. Die Polizei und der Sozialverband VdK warnen derzeit vor einer Zunahme von Telefonbetrügern, die gezielt Pflegebedürftige und deren Angehörige ins Visier nehmen. Die Betrüger geben sich am Telefon als Mitarbeiter der Pflegekasse aus und nutzen raffinierte Methoden, um an private Informationen zu gelangen. Ein häufig angewandter Trick ist, sich als freundlicher Support-Mitarbeiter, Lotterie-Gewinner oder sogar als vermeintlicher Polizist auszugeben, der sich um die Verwahrung von Vermögenswerten kümmern möchte. Irene S. vom VdK Sozialverband Düsseldorf berichtete von einem Anruf, bei dem man ihr Hilfe zur Erlangung oder Erhöhung eines Pflegegrades aufschwätzen wollte – hierzu benötige die vermeintliche Betrügerin lediglich ein paar einfache persönliche Informationen; zudem sollte die ehrenamtliche Behindertenberaterin bestimmte Zahlen auf der Telefontastatur eintippen. Irene S. tat genau das richtige - sie legte den Hörer auf! Achtung: Oft besteht die betrügerische Masche darin, ihre Opfer in zunächst freundliche Gespräche zu verwickeln und sie als Kunde zu gewinnen. Dabei erzeugen sie oft ein Gefühl der Dringlichkeit, damit für Betroffene keine Zeit bleibt, sich des Betrugs bewusst zu werden. Ein paar Tage später kommt eine Rechnung über angebliche Dienstleistungen. In einem Fall verlangten die Betrüger 129,90 € für nichts! Widerrufsrecht: Bei Hermann T. aus Düsseldorf lief es nicht so glimpflich ab; er hat sich auf ein Gespräch mit einem vermeintlichen Pflegedienstleister am Telefon eingelassen und erhielt wenige Tage später eine Rechnung über 130 Euro mit einer Übersicht zu möglichen Pflegeleistungen der Pflegekasse, die er unverzüglich für die Dienstleistung zu begleichen habe. Der 76-jährige Pensionär konnte sich nicht erinnern, überhaupt einen Auftrag erteilt zu haben – ihm sei hinterher wohl aufgefallen, dass man ihm viele Suggestivfragen1) stellte, die man nur mit „Ja“ beantworten konnte; er habe auch eine Nummer auf der Telefontasratur eingegeben. "Mittlerweile weiß ich, dass Informationen über Pflege bei der Pflegekasse grundsätzlich kostenlos sind. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich bestimmt nicht auf diesen Betrüger hereingefallen“, ärgert sich der 76-jährige, der es leider auch versäumte, von seinem 14-tägigen Widerspruchsrecht Gebrauch zu machen. Die falsche Pflegekasse-Masche ist nicht ganz neu und taucht seit 2023 wieder vermehrt auf. Verbraucherzentrale und Polizei geben den Rat, bei telefonisch geschlossenen Verträgen unbedingt vom 14-tägigen Widerrufsrecht Gebrauch zu machen und diese stets schriftlich per Einschreiben zu widerrufen. Vorsicht vor Hausbesuchen: Ein weiteres Vorgehen der Betrüger besteht darin, sich als Pflegedienstmitarbeiter auszugeben und Besuche zur angeblichen Überprüfung Ihrer Pflegesituation anzukündigen. Hierbei könnten Verrechnungen mit der Pflege vorgesehen sein. Es wird dringend davor gewarnt, Fremde in Ihre Wohnung zu lassen, da während solcher Besuche Diebstähle von Geld und Schmuck vorkommen können. Die Pflegekassen, Verbraucherzentrale und Polizei warnen: „Wenn Sie einen solchen Anruf erhalten, legen Sie sofort auf.“ Hinweise zu Leistungen im Zusammenhang mit Ihrer Pflege erhalten gesetzlich und auch privat Versicherte grundsätzlich auf Anfrage und kostenlos. Dazu bedarf es keines Dienstleisters, der dafür Geld verlangt. ²) Präventionstipps Wenn Sie unaufgefordert von „Dienstleistern“ oder Werbefirmen angerufen werden, sagen Sie möglichst nicht „Ja“ am Telefon. Die Täter nehmen die Gespräche auf und verwenden eine Ihrer Ja-Antworten für einen Vertrag, auf den Sie gar nicht eingehen wollten. Dabei wird das Tonband so geschickt geschnitten, dass Sie mit Ihrem „Ja“ einen vermeintlichen Vertrag zugestimmt haben – noch besser wäre es, wenn Sie das Telefonat sofort beenden! Wenn Sie nach Bargeld oder Wertgegenständen sowie Kontoguthaben gefragt werden, beenden Sie das Gespräch! Wenn Sie von einer Hotline angerufen und aufgefordert werden, eine Tastenkombination auf Ihrem Telefon einzugeben, beenden Sie sofort das Telefonat! Pflegekassen verlangen kein Geld und schließen keine Verträge am Telefon ab. Wenn Sie sich unsicher sind, rufen Sie Ihre Pflegekasse an. Lassen Sie sich Namen und Telefonnummer der Anruferin/des Anrufers geben. Klären Sie Ihr Umfeld über diese Betrugsmaschen auf. Wenden Sie sich im Schadensfall an die nächste Polizeidienststelle und erstatten Sie eine Anzeige. An der Türe: Öffnen Sie die Wohnungstür niemals sofort – legen Sie immer Sperrbügel oder Sicherheitskette an und sehen Sie sich Besucher vor dem Öffnen durch den Türspion oder mit einem Blick aus dem Fenster an und machen Sie von Ihrer Türsprechanlage Gebrauch. Lassen Sie keine Fremden in die Wohnung! Gibt sich eine Ihnen unbekannte Person an der Wohnungstür als neue Pflegedienstmitarbeiter/in aus, lassen Sie sich den Ausweis der Firma, die Ihre Pflege übernommen hat, (Privatfirma, DRK, AWO Diakonie usw.) zeigen. Noch sicherer ist es, beim Dienstleister zurückzurufen! Ziehen Sie telefonisch eine Nachbarin oder einen Nachbarn hinzu, wenn unbekannte Besucher vor der Tür stehen, oder bestellen Sie die Besucher zu einem späteren Termin, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist. Rufen Sie beim geringsten Zweifel unter 110 bei der Polizei. Als Jüngerer: Pflegen Sie Kontakt zu älteren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Machen Sie Ihnen, wenn möglich das Angebot, bei fremden Besuchern an der Wohnungstür zur Sicherheit hinzuzukommen. Bitte passen Sie auf! Peter Ries 1) Eine Suggestivfrage ist eine Frageform, bei der der Befragte durch die Art und Weise der Fragestellung beeinflusst wird, eine Antwort mit vorbestimmtem Aussageinhalt zu geben, die der Fragesteller erwartet. ²) Presseportal.de/Blaulicht: Polizei warnt vor Anrufern einer angeblichen Pflegekasse